Costa de Almeria - Die Altstadt von Turre entdecken

Das Örtchen Turre liegt zauberhaft vor der Bergkulisse der Sierra Cabrera nur einige wenige Kilometer von Mojacar entfernt und bietet sich an als Ausgangsziel für Wanderungen, sportliche Aktivitäten oder einfach für einen unterhaltsamen Markttag an. Wer nur durch die Hauptstraße AL-6111 fährt, sieht nicht den schönen und alten Teil des Dorfes. Es lohnt sich also, einmal auszusteigen und einen Rundgang zu unternehmen.

Rathausplatz Turre, Costa Almeria

Wie in vielen spanischen Orten nahe am Mittelmeer, ist auch Turre in den letzten Jahren etwas ausgeufert. Das heißt, im Fieber des Touristenbooms in Spanien wurden überhastet viele neue Häuser aus dem Boden gestampft, die jetzt kaum vermietet werden können.

Dennoch hat das einst von den Mauren bewohnte und entworfene andalusische Dorf, das schon fast kleinstädtischen Charakter zeigt, einen formidablen Altstadtkern, den man zu Fuß bequem erkunden kann. Und hier ist auch richtig etwas los, wenn man zur besten Zeit - also abends ab 19 Uhr oder vormittags vorbei kommt.

Noch voller wird es in Turre, wenn die Fiestas gefeiert werden (siehe unten) oder Markttag ist. Freitags reihen sich von 9 bis 15 Uhr in den Seitengassen und bis zur Hauptstraße bunte Stände aneinander, wo frisches Obst und Gemüse von den umliegenden Feldern, Antiquitäten aus alten Häusern, Kleidung und Hausrat angeboten wird. 

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Rundgang durch das Dorf Turre

Einen schönen Einblick bekommt man bei einem etwa einstündigen Spaziergang durch Turre, wenn man von der zentralen Plaza am Paseo de la Rambla beginnt. Hier sprudelt ein Springbrunnen und es stehen Bänke im Schatten, die zum Verweilen einladen. Wer Spaß daran hat, den spanischen Alltag zu beobachten, kann sich hier genüsslich niederlassen und es wie die Südländer machen und dem lustigen Treiben auf der Straße zu sehen.

Plaza im Herzen von Turre, Costa Almeria

Nur etwa 20 m von der Plaza entfernt, befindet sich eine schöne alte und neu restaurierte Brunnenanlage, wo Quellwasser aus den nahen Bergen der Sierra Cabrera entspringt. Die Fuente de Turre wurde schon in Dokumenten aus dem 15. Jahrhundert erwähnt und gehört zu den ältesten erhaltenen Bauwerken des Dorfes. Ihr arabischer Name war Ayn Uca Tabela und viele meinen, ohne diese Quelle, hätte es das Dorf Turre nie gegeben. 

Dorfbrunnen von Turre, Costa Almeria

Denn hier wurden die Tiere getränkt, Wäsche und Wolle gewaschen und noch bis in die 1950er Jahre hinein kamen die Frauen hierher, um hohe Tonkrüge mit Trinkwasser zu füllen und zu ihren Häusern zu transportieren. Einen ähnlichen öffentlichen Brunnen gibt es auch noch im Nachbardorf Mojacar Pueblo

Von hier sind es auch nur wenige Schritte hinauf zur alten Kirche Parroquia de La Purísima Concepcion, deren Spitze sich schon von Weitem zeigt und ein Wahrzeichen von Turre ist. Die mächtig wirkende Kirche wurde schon im 16. Jahrhundert errichtet, nachdem die Christen in dieser Ecke Andalusiens wieder Macht und Autorität auch mit Kirchenbauten beweisen wollten. Doch sie verfiel im Laufe der Jahrhunderte und wurde erst im 19. Jahrhundert wieder neu aufgebaut. 

Kirche Parroquia de La Purísima Concepcion, Turre, Almeria

Leider ist die Kirche meist geschlossen und man sollte die Zeiten des Gottesdienstes oder einen katholischen Feiertag abpassen, um sich Innen umschauen zu können. Aber auch ein Gang außen um die aus Feldsteinen gemauerte katholische Kirche lohnt sich.

Von der Südseite aus kann zwei imposante kunstvoll gestaltete Butzenglasfenster erkennen, die Jesus in einer ungewöhnlichen Form mit Nabelschnur und den Uterus seiner Mutter Maria zeigen. Die Fenster wurden 2014 vom in Turre aufgewachsenen Gynäkologen und Künstler Blas Carillo entworfen und gespendet, der im Krankenhaus Torrecardenas in Almeria arbeitet. 

Kirchenfenster von Blas Carillo in Turre, Costa Almeria

Die Werke sollen das Wunder des Lebens darstellen, wie sich aus einer Zelle ein Mensch entwickelt. Das Fenster mit dem Embryo heißt "Adoptivkind der Welt". Ein zweites Fenster zeigt den Uterus voller Blut - als symbolischer Lebenssaft. Das Ganze ist etwas martialisch, aber künstlerisch zurückhaltend gestaltet und abstrahiert. Eine wirklich interessante Variante religiöser Kunst, wie man sie in einem kleinen andalusischen Städtchen nicht vermuten würde. Noch nie ist in einer Kirche Jesus als ungeborener Embryo dargestellt worden.

Kirchenfenster in Turre von Blas Carillo, Costa Almeria 

Die Kirche ist ein wirklich schönes Bauwerk, das mitten im Herzen der Stadt liegt und bei Prozessionen eine zentrale Rolle spielt. Von hier starten die feierlichen Umzüge, die mehrmals im Jahr durch den ganzen Ort organisiert werden.

Öffnungszeiten Parroquia de Turre

Nur zu den Messen geöffnet:

Donnerstag, Freitag, Samstag 19.30 Uhr und Sonntag 12.30 Uhr.

Außerhalb der Gottesdienste kann man die Kirche auch besichtigen und bei Ana Cazorla nach dem Schlüssel fragen. Frau Cazorla kennt in Turre jeder, man muss nur in einer nahe gelegenen Bar oder Cafe an der Kirche nachfragen.

 

Polizeirevier in Turre, Costa Almeria

Der Paseo de la Rambla ist die schönste Straße, die durch den Ortskern von Turre führt. Ihr gibt es kleine andalusische Bars, während an der Durchfahrtstraße Avenida de Almeria vor allem britische Läden und Restaurants vorherrschen. Das alte Rathaus von Turre ist heute das lokale Polizeirevier. 

 

Ausflug in die umliegenden Berge

Sierra Cabrera bei Turre, Costa Almeria 

Im enger gebauten Viertel Viejo Turre führt der Weg etwas hinaus aus dem Ort zu einem Hügel, auf dem sich die wunderschöne, weiß getünchte Bergkapelle Ermita San Francisco befindet, von wo man einen traumhaften Blick auf die Bergkette und das vor einem ausgebreitete Städtchen genießen kann.  

Rund um die Kapelle San Francisco führen kleinere Straßen, die sich auch für eine Tour mit dem Mountain Bike hervorragend eignen. Doch auch zu Fuß lassen sich herrliche Wanderungen in den sanften Ausläufern der Sierra Cabrera unternehmen.

Kapelle San Francisco, Turre, Costa Almeria

Die Sierra Cabrera ist ein altes Gebirge, das schon zur Bronzezeit (ca. 2000 v. Z.) besiedelt war. In einem schwer zugänglichen befindet sich eine archäologisch wertvolle Siedlung, die als Gata, bekannt ist. Hier wurden zahlreiche interessante Funde gemacht, die in einem eigenen Museum für Archäologie gezeigt werden sollen.

Turre erweist sich als wichtiger Fundort der frühen Mittelmeerkultur aus der sogenannten Argar-Epoche, die von besonderer prähistorischer Bedeutung ist. Heute ist bekannt, dass hier Menschen schon in der Frühzeit in den Bergen lebten, Getreide anbauten und Metalle zu Werkzeugen, Waffen und Schmuck schmolzen und über das ganze Mittelmeer verschifften.

Cortijo Cabrera, Turre, Costa Almeria

Etwa 6 km außerhalb des Altstadtzentrums von Turre liegt das restaurierte ehemalige maurische Bergdorf Cortijo Cabrera im gleichnamigen Gebirge Sierra Cabrera. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick über das Tal von Turre, das Mittelmeer und die Orangenhaine, die sich bis zum Fuße des Gebirges entlang ziehen. Es gibt außerdem einige sehr gute orientalische Restaurants und Terrassen, von man ausgedehnt schmausen kann.

Bars, Restaurants und Cafes

Turre hat einen großen Anteil an britischen Bewohnern, die hier für hohe Nachfrage nach frisch gezapftem Gerstensaft sorgen. Von der Tapasbar, über den Irish Pub und Sportkneipen bis zu andalusischen Jagdkneipen findet man alles innerhalb weniger Meter und kann getrost zu Fuß gehen.

Wer günstig und scharf essen möchte, macht eine Pause im indischen Restaurant Chili, wo nette Inder sich an die andalusische Esskultur angepasst haben und tolle Tapas aus Currygerichten für sehr wenig Geld anbieten. Ein Bier oder Glas Wein mit Tapas bekommt man hier für 1,50 Euro.

Curry-Tapas im Chili, Turre, Costa Almeria 

Die Sportbar an der Avenida de Almeria ist an kühleren Winterabenden zu empfehlen, wenn der Kamin angheizt und die heiße Platte (Plancha) angeworfen wird. Der Barkeeper versteht sein Handwerk und zaubert hervorragende Chorizowürstchen, Wachteleier mit Schinken oder frittierte Sardinen herbei. In der Bar gibt es auch einen Billardtisch und es wird jedes wichtige spanische Ligaspiel auf dem Fernseher übertragen.

Im von einer netten Familie  betriebenen Restaurant Casa Adelina sitzt man etwas vornehmer und wird fürstlich mit üppiger andalusischer Hausmannskost bewirtet. Unbedingt im Winter die Migas probieren - ein Gericht, das nur in Almeria auf diese köstliche Weise hergestellt wird und aus Fleisch, Gemüse und Brotkrumen besteht - schmeckt sehr gut mit dem hiesigen Rotwein. Das selbstgebackene Brot und das Aioli (Knoblauchcreme) sind allein schon ein Gedicht.

Da in der Sierra Cabrera von den Bauern immer noch gern gejagt wird, kann man auch zur Jagdsaison sehr gut Wildschwein-Gulasch (Magra de Jabalil) essen. Dafür bietet sich das urige Los Cazadores (Die Jäger) an. Gibt es als Tapas oder Raciones (doppelte Portion Tapas).

 

Cafe und Bäcker Panaldia, Turre

Neben dem Superturre hat ein neues Cafe namens Panaldia eröffnet, wo man nicht tolle dunkle Brotsorten, sondern auch leckere Kuchen, amerikanische Muffins und exzellenten Cafe con Leche genießen und dazu noch umsonst ins Internet kann. Ein idealer Platz zum Arbeiten für reisende Travelblogger.

Cafeteria Turre, Costa Almeria

Etwas außerhalb von Turre befindet sich ein wunderschönes Restaurant mit großem Garten und einer alten Kapelle, die in ihrem originalen Zustand erhalten wurde und wo Gäste zwischen den üppigen Mahlzeiten in sich gehen und beten können. Das Restaurante La Capilla wird vor allem von Hochzeitsgesellschaften und feierliche Anlässe genutzt, doch man kann auch einfach nur auf ein Bier oder Tapas vorbeikommen. Es zählt zu den besten Adressen in der Region.

Beer at La Capilla Restaurant in Mojacar. 

Sport, Outdoor-Spaß und Unterhaltung

Die Gemeinde hat einen großzügigen Sportplatz am Rande des Dorfe am Flussbett des Rio Aguas gebaut. Nagelneue Tennisplätze, eine Joggingstrecke, ein Padel-Tennisplatz und zahlreiche Fitenssgeräte befinden sich hier, die jeder umsonst nutzen kann.

Etwa 6 km vom Ortszentrum und 20 km vom Strand von Mojacar entfernt liegt der malerische Golfplatz Cortijo Grande am Rand des Gebirges Sierra Cabrera. Es ist ein 9-Loch-Golfplatz, der allerdings nicht gerade in bester Verfassung ist. Die Bewohner der britischen Gemeinde sammeln Geld, um den Platz wieder in Schuss zu bringen. Die Greens und Fairways werden zwar noch gemäht, aber für anspruchsvolle Golfer ist der Platz nicht bespielbar. Dennoch lohnt sich ein Ausflug. Die Landschaft ist herrlich grün und es gibt viele tolle Wanderwege. Und wer Kamikaze-Golfen mag, hat hier trotzdem seinen Spaß

Adresse:

Cortijo Grande

04639 Turre

Almería

Tel: 950 47 91 76 

Googlemaps

 

Ein großer Hit bei Kindern und Teenagern ist der Abenteuer-Park Extrem Adventure Mojacar, der allerdings nicht in Mojacar, sondern in Turre liegt. Hier finden im Sommer verschiedene Camps statt mit Kletterwänden, Paintball, Theater-Workshops, Bogenschießen, Zipline, Pool, Quad-Parcours und jede Menge spannender Action, die für Gruppen organisiert wird.

Quad fahren in der Sierra Cabrera, Turre, Costa Almeria

Adresse:

Extreme Adventure Mojacar

Pista de Royo Morera al Cortijo Grande

Turre

Almería 

Tel: 950 468 065

Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag 9 bis 14 Uhr. Wochenpreis €50 oder Tagespreis €20

Googlemaps  

 

Live-Musik im Zambra 

Sehr beliebt ist die Bar Zambra an der Hauptstraße gegenüber des Supermarktes Superturre, wo eine Hausband spielt und sich immer ein tanz- und feierfreudiges Publikum einfindet. Wer selbst etwas musizieren kann, macht bei der freitäglichen Jam-Session mit. 

 

Fiestas, Volksfeste und Traditionen in Turre

In Turre leben noch viele alte Gitano-Familien, die mit Stolz ihre Kultur pflegen, wozu nicht nur religiöse und Volksfeste gehören, sondern auch Flamenco-Aufführungen und lokale Feste wie etwa San Juan de Bautista (Johannisnacht), wenn am 24. Juni die Sonnenwende im Sommer und die kürzeste Nacht des Jahres gefeiert wird.

Im Viertel Turre Viejo wird am 25. Juli die Fiesta de la Carrasca gefeiert. Im Frühjahr pilgert zudem ein feierlicher Prozessionszug mit dem Thron einer Jungfrauenfigur als Beschützerin des Gebirges Sierra Cabrera in einer sogenannten Romeria durch das Gebirge zur entlegenen Kapelle Ermita La Carrasca. Dieses alte Fest wird jedes Jahr im Frühjahr veranstaltet.

Prozessionszug nach La Carrasca, Turre, Almeria

Im September findet das Historienspektakel “Moros y Cristianos” statt, das die Ereignisse um die Kämpfe zwischen Mauren und Christen nacherzählt. Immerhin wurde die maurische Bevölkerung von Turre, Mojacar und einigen weiteren Dörfer der Region von den christlichen Wiedereroberern zurück bis nach Afrika gesendet. Und das nach rund 700 Jahren Herrschaft in Andalusien. Später kamen einige maghrebinische Piraten wieder und eroberten sich so manche Orte zurück.

Im Oktober wird ein Fest zu Ehren des Heiligen Franziskus von Assisi (San Francisco de Asís), bei dem wiederum festliche Prozessionen zur in Turre befindlichen Kapelle Ermita de San Francisco unternommen werden. Das Fest wird schon seit dem 15. Jahrhundert gefeiert und damals fanden hier berüchtigte Ritterturniere statt.