Anaga-Gebirge auf Teneriffa - Ein neues UNESCO-Biosphärenreservat

Wer schon einmal hier in diesem wilden Winkel ganz im Nordosten der Kanareninsel Teneriffa war, versteht sofort, warum die Bergregion von der UNESCO als schützenswert auserkoren wurde. Diese atemberaubend schöne Landschaft muss für die Zukunft vor dem Einfluss des Menschen geschützt und bewahrt werden.

Anaga Mountains, Tenerife

Seit Juni 2015 ist das Anaga ein Biosphärenreservat und gehört damit zu insgesamt 20 Naturregionen in Spanien, die in die Liste der UNESCO als Welterbe aufgenommen wurden. Höchste Zeit! Denn Teneriffa ist die einzige Insel auf den Kanaren, die bislang noch kein Schutzgebiet beisteuern konnte. Als Touristenmagnet ist Teneriffa stark besucht und steckt voller natürlicher Schönheiten. Klar, dass man diese für künftige Generationen bewahren muss.

Gran Canaria, Lanzarote, Fuerteventura, La Gomera, La Palma und El Hierro verfügen alle über eigene Biosphärenreservate. La Palma ist seit 2002 sogar als gesamte Insel zur Schutzzone erklärt worden!

Was ist überhaupt ein UNESCO-Biosphärenreservat?

Anaga - Tenerife

Die UNESCO als Bewahrer und Vertreter alles Schützenswerten auf der Erde, gründete in den 1970er Jahren das Biosphärenschutzprogramm als eine Initiative zur Förderung der nachhaltigen Interaktion zwischen Mensch und Umwelt. Das Programm soll die Natur und den Menschen schützen und wird weltweit umgesetzt.

Damit eine Region in den Genuss kommt, als Biosphärenreservat bezeichnet zu werden, müssen bestimmte Kriterien eingehalten werden. So muss eine gemeinsame und starke historische Verbindung zwischen Mensch und Natur nachweisbar sein. Es soll der Wille erkennbar sein, die Ökosysteme und Landschaften erhalten zu wollen. Mitunter sind dies auch Regionen, die das wissenschaftliche und geografische Interesse wecken. Auch erzieherische Werte sind wichtig und die sogar die gute Beziehung zwischen den Menschen, die in einem Biosphärenreservat leben und sich möglichst nicht bekriegen, sondern ihre Umwelt erhalten und ökologisch nachhaltig nutzen wollen.

Als Grundsatz gilt: Die Einmischung des Menschen in die Natur und sein unentwegter Aktionismus darf die Umwelt nicht ausnutzen oder schädigen, sondern muss ergänzend wirken.

Terrassenkultur im Anaga-Biosphärenreservat, Teneriffa

Warum wurde das Anaga in die Liste mit aufgenommen?

Nach Angaben der UNESCO ist die Bergzone des Anaga einer der ältesten Regionen auf Teneriffa mit einer einzigartige Kulturlandschaft, die sich seit mehr als 7 Millionen Jahre bewährt hat. Die überbordende Vielfalt an Flora, die tiefen grünen Schluchten und spektakulären Felsklippen am Meer sind die Heimat von knapp 2000 Arten von Reptilien, Fische, Vögel und Kriechtieren. 

Trotz seiner Größe von fast 49.000 Hektar leben im Anaga nur 22.000 Menschen. Sie bewohnen kleine schwer zugängliche Siedlungen auf schmalen Bergrücken, wo sich links und rechts tiefe Schluchten auftun.

Über Jahrhunderten hinweg haben es die Bewohner im Anaga geschafft, allein von dem Land zu leben, das sie umgibt. Das Überleben wird durch die Zucht von Ziegen und den Fang von Fischen gesichert. Fischerei und Landwirtschaft sind jedoch sehr bescheiden in der Region und haben der Natur nicht geschadet.

 

Küste des Anaga-Biosphärenreservats auf Teneriffa

Warum sollte man das Anaga besuchen?

Das klingt doch nach einem ganz besonderen Fleckchen Erde, oder? Im überentwickelten Europa, zumal auf einer Touristeninsel, findet man selten solche Regionen, wo Menschen noch von dem leben können, was ihnen die Natur bietet, ohne sie zu zerstören.

Der Status als Biosphärenreservat ist für das Anaga ein echtes Aushängeschild für nachhaltigen und sensiblen Natur- und Trekkingtourismus. Dieser Ort ist wirklich einzigartig schön. Das Anaga ist neben dem Nationalpark Teide als höchstem Berg Spaniens, dem Küstenstädtchen Garachico und dem Bergdorf Masca eine der landschaftlich beeindruckendsten Regionen auf Teneriffa.

Die meisten der Besucher, die sich auf schroffe und wilde Bergwelt einstellen, sind dennoch völlig benommen von der überwältigenden Schönheit dieser üppig bewachsenen Bergschluchten und Wälder. Die samtgrünen Hänge, zerklüfteten Gebirgslinien und schwindelerregend abfallenden Felswände im Anaga sind eine echte Wunderwelt. Sie erinnert an Inseln in der Südsee mit ihren Terrassengärten und dem bäuerlichen Leben in den Bergen in Meeresnähe. In jedem Fall, sollte man das Anaga zu Fuß erkunden und das Auto ein paar Stunden stehen lassen.

Anaga - Biosphärenreservat, Teneriffa

Was man im Anaga unbedingt sehen sollte

Ausflug ins Anaga mit dem Auto:

Halten Sie am Pico del Inglés und Cruz del Carmen für unvergleichlich schöne Blicke über das gesamte Anaga-Gebirge. Machen Sie eine Pause und lernen Sie die traditionelle kanarische Küche im Restaurant am Cruz del Carmen kennen. Besonders empfehlenswert ist das Casa Carlos, von wo man einen tollen Bergblick hat und leckere Gerichte der Region wie Conejo en Salmorejo (Kaninchen mit pikanter Sauce) probieren kann.

Touren und Ausflüge ins Anaga:

Es gibt jede Menge gut organisierte Bustouren in die Region, bei denen die meisten sehenswerten Ziele im Anaga angefahren werden. Dazu gehört auch eine Pause an der wilden Küste im Dorf Roque de las Bodegas, wo ein Mittagessen aus edlen Fischgerichten auf die Besucher wartet. 

Roque de Bodegas, Anaga Biosphärenreservat, Tenerifa

Erkundung zu Fuß:

Der Wanderweg von Cruz del Carmen über das Höhlendorf bei Chinamada ist ein absoluter Höhepunkt einer Teneriffa-Reise für Naturfreunde. Die Aussichten und Landschaften sind einfach umwerfend. Zudem kann man noch ein Mittagessen in einer richtigen Höhle, im Restaurant La Cueva einnehmen.

Wer das Anaga besucht, fühlt sich wie verzaubert als hätte man eine Zeitreise unternommen. Plötzlich wird einem klar, wie kurz das Menschenleben und wie lang das Erdenleben ist bei all dieser Pracht an beeindruckenden und grandiosen Landschaften. Das Anaga ist das extreme Gegenteil von dem, was Touristen im Süden der Insel Teneriffa in ihren Hotelburgen erwartet. Hier im Nordosten der ist Teneriffa noch so ursprünglich wie es über Jahrtausende lang gewesen war - bevor der Massentourismus alles veränderte. 

Anfahrt ins Anaga

Das Anaga-Gebirge lässt sich nur über eine Bergstraße, die TF-12, erreichen. Entweder fährt man von der schönen Playa Las Teresitas im Fischerdorf San Andres bei Santa Cruz de Tenerife hinauf oder biegt von der Autobahn TF-5 bei San Cristobal auf die TF-13 Richtung Cruz del Carmen ab, die von dort zur TF-12 führt. Die Fahrt von hier durch die Berge bis ans Meer dauert rund 40 min und ist 23 km lang. Man sollte aber aussteigen und sich viel Zeit lassen!

Die Autofahrt durch das Anaga gehört zu den spektakulärsten Road Trips, die man in Spanien unternehmen kann.