Moros y Cristianos - Fiesta mit Spaßgarantie

Jedes Jahr wird in Dörfern und Städten entlang der andalusischen und valencianischen Küste ein kunterbuntes Kostümfest gefeiert, zu dem zehntausende Schaulustige und Akteure aus allen Regionen anreisen.

Die Fiesta Moros y Cristianos ist eine der beliebtesten Feiern entlang der östlichen Mittelmeerküste Spaniens. Sie wird überall dort veranstaltet, wo es historische Kämpfe und Schlachten zwischen Christen und Mauren gab.

Der historische Ursprung der Fiesta geht auf die Zeit zwischen dem 8. und dem 15. Jahrhundert zurück, als sich Mauren und Christen (Moros y Cristianos), um die Vorherrschaft Spaniens stritten.Andalusien war immerhin rund 700 Jahre lang muslimisch und das legendäre al-Andalus ein islamisches Reich inmitten Westeuropas. Hier existierten die drei großen Religionen Islam, Judentum und Christentum nebeneinander relativ frei und tolerant. Im Rest Europas metzelten sich die Völker wegen verschiedener Glaubensrichtungen dagegen hin.

Moros in Blau
 

Der Zeitpunkt der Fiesta ist in jedem Ort unterschiedlich. Während im andalusischen Partydorf Mojácar die Fiesta meist am ersten Juniwochenende steigt, feiert man in Valencia im Juli und in Bocairent gar im Februar. Es mag an den extremen Temperaturen in Andalusien liegen – ab Mitte Juni wird es zu heiß für die Darsteller, die stundenlang in pelzbesetzten schweren Kostümen durch die Gassen ziehen. Für die Zuschauer ist das Wetter dagegen ideal – sie sitzen in Cafes und Strandbars herum und schauen genüsslich dem wilden Treiben zu. Im Ort El Campello an der Costa Blanca, landen die Mauren sogar mit Schiffen am Strand.

Amazonen in Mojacar Pueblo (Almeria)
 

 

Die Feste folgen einer strengen Dramaturgie. Dabei wird die Eroberung einer Stadt durch die Mauren dargestellt und dann deren Wiedereroberung (Reconquista) durch die Christen. Organisiert sind die hunderte von Teilnehmern in filaes odercomparsas – die für christliche oder maurische Truppen stehen. Die Christen treten meist in mittelalterlichen Kostümen auf. Männer und Jungen mit glänzenden Helmen schwitzen unter ihren Ritterrüstungen mit viel Feder- und Pelzschmuck.

Pause zwischen den Prozessionen
 

Andalusiens größte Fiesta Moros y Cristianos steigt im maurischen Partydorf Mojácar

 

 

 

Mojácar ist kein Dorf wie jedes andere. Der in den 50er Jahren fast  ausgestorbene Ort liegt auf einem steilen Hügel der Sierra Cabrera, die sich entlang am Mittelmeer zieht. Hier haben die Mauren vor mehr als 1000 Jahren das alte Mojacar angelegt, dessen enge Gassen, schattige Plätze und festungsartige Architektur noch sehr an die Zeit der muslimischen Emire erinnert.

Mojácar gehörte zum Kalifat von Damaskus und wurde später von den Umayyaden von Córdoba regiert. Es galt als eine der letzten maurische Festungen Andalusiens, die sich gegen die Christenangriffe verteidigen konnte. Die Mauren hatten sich länger als im restlichen Spanien gehalten, das bereits von katholischen Königen beherrscht wurde.

Auf dem steilen Hügel von Mojácar hatten sich die ursprünglich aus Nordafrika stammenden Muslime und Juden als eingeschworene Gemeinde verschanzt. Im Jahr 1488 siegten die Christen in Mojácar. Doch es siegte auch die Vernunft – statt sich niederzumetzeln, beschloss man die friedliche Übereinkunft und ließ beide Kulturen weiter nebeneinander bestehen, auch wenn die Stadt offiziell vom Islam ins Christentum übertrat.

Fiesta Moros y Cristianos 2015 - Veranstaltungsprogramm

Jedes Jahr greift die Gemeinde Mojácar tief in die leere Stadtkasse und organisiert mit der Fiesta Moros y Cristianos ein dreitägiges Spektakel, das die ganze Stadt in den Ausnahmezustand versetzt. An den Stränden von Mojácar Playa werden historische Schlachten nachgestellt, atemberaubende Reiterspiele, und in der Altstadt Prozessionen in historischen Kostümen aufgeführt, die an die Zeit der Reconquista – der Wiedereroberung Spaniens durch die Christen erinnern. In den engen Gassen um den alten Kirchplatz der Iglesia de Santa María herum drängen sich mittelalterliche Buden und Festzelte aneinander, Konzertbühnen und lange Theken für die Durstigen und Hungrigen sind überall aufgebaut.

 

 Gutgelaunte arabische Tänzerin

Beim Fest 2015, das vom 12. Juni bis 14. Juni 2015 dauert, wird es wieder viele bunte Umzüge und lustige Veranstaltungen im alten Dorf und am Strand geben. Los geht es mit einem Mittelaltermarkt an der Plaza Nueva und in der Calle Glorieta im Dorfkern von Mojácar Pueblo. Höhepunkt des am Wochenende stattfindenden Festivals ist stets der Samstag (13. Juni 2015), wenn am Abend am Strand Playa del Descargador Reiterspiele, Turniere und Schlachten in Kostümen nachgestellt werden.

Das aktuelle Festprogramm für 2015 wird auf der Website des Rathauses von Mojácar im neuen Jahr angekündigt. Bislang steht nur der Termin fest. Die Informationen sind allerdings nur auf Spanisch.

 

Spanische Umzüge und Kostümfeste sind ein Fest der Sinne

Moros y Cristianos Mojacar

Wochenlang wird die Choreografie mit Tanz und Schaukämpfen einstudiert. Die Musikkapellen - fast immer Männer und Jungen -üben ein ganzes Jahr lang ihr Repertoire bei wöchentlichen Treffen im Konzertraum der Stadt. Bei den stundenlangen Paraden wird ergreifende getragene Marschmusik - Chimos genannt - mit arabisch klingenden Elementen gespielt.

Wenn dann noch echte Kamele oder die edlen andalusischen Araberpferde ihre Kunststücke aufführen, wird es richtig orientalisch. Pferde spielen bei den Darstellungen eine wichtige Rolle. Die akrobatischen Schrittfolgen, die Reiter mit ihren Pferden aufführen,sind beinahe tänzerisch. Die besten Szenen werden mit Ole!-Rufen aus dem Publikum belohnt.

Aus der ganzen Region reisen nicht nur Gäste an, um kräftig zu feiern, sondern auch Teilnehmer, die bei den grandiosen Prozessionen mitmachen, Musikkapellen und Kunstreiter. Sogar Kamele werden die steilen Dorfstraßen hochgetrieben, um auf dem Terrassenplatz umherzustolzieren. Hunderte feierlustige junge Leute aus der gesamten Region kommen nach Mojácar, werfen sich in Schale und mimen Mauren oder Christen. Dabei ist der Fantasie keine Grenze gesetzt: bärbeißige Sarazenen, Gefolgsleute von Prinz Eisenherz, betörende Haremsdamen und wilde Amazonen geben sich die Ehre.

Bandoleros mit Hakebüchsen - (Autorin Luise Wagner amüsiert sich) 

   

In Mojácar mischen sich die Kulturen - damals und heute

 

Heute feiert man die Wurzeln der eigenen Kultur mit Stolz auf die eigene Geschichte. Wer von den Darstellern als Christ oder Maure auftritt, entscheiden die Teilnehmer selbst. Es gibt keinerlei Vorbehalte. Schließlich setzt sich ein Drittel des andalusischen Genpools aus arabischen, sephardischen(jüdisch) und nordafrikanischen Genen zusammen. Ein nicht unbeträchtlicher Anteil sind nomadisierende Berbervölker und sogar Stämme aus dem fernen Jemen, die vor Tausenden Jahren Andalusien besiedelten.

Moros y Cristianos - ein traditionsreiches Fest der Toleranz

Ein Mix der Kulturen und Identitäten ist also durchaus Teil der Exotik dieser einmaligen Festivitäten. In manchen Regionen wie den Balearen werden auch Überfälle nordafrikanischer Piraten (Korsaren) nachgespielt. So feiert man in Port de Sóller auf Mallorca Moros y Cristianos im Piraten-Look. Mallorca war wie auch die anderen Inseln stets im Fokus von Seeräubern. Das Wort "Balear" – kommt von "schleudern". Die Bewohner Mallorcas wehrten sich jahrhundertelang gegen Angriffe von Piraten mit riesigen Steinschleudern, um ihre Insel zu verteidigen. 

Mojacar ist heute international - ein Dorf von Immigranten und Auswanderern

Mojácar ist auch deshalb ein besonderer Ort an der Küste von Almeria, weil er heute aus einer kunterbunten Mischung an Zuwanderern besteht. Die größte Bevölkerungsgruppe nach den Spaniern sind Briten – es gibt englische Schulen, Supermärkte, Kneipen (sic!), Tierheime, Zeitungsläden und natürlich auch Kirchen.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Engländer eine große Schar der Feierwütigen stellen. Am Strand liefern sich eine lustige Gruppe von englischen Bandoleros mit Harkebüchsen und echtem Schießpulver eine Scheinschlacht. Sie selbst tragen Ohrstöpsel, weil der Lärm das Trommelfell zerreißen will. 

Moros y Cristianos 

Party bis zum frühen Morgen  - Tapas und Paella für alle 

Der Höhepunkt der orientalisch-okzidentalen Feierlichkeiten ist der Samstag, wenn in der Altstadt von Mojacar die ganze Nacht bei Gratis-Tapas, Bier und vielen Live-Konzerten bis zum Morgen durchgefeiert wird. Hier tanzen die partyfreudigen Andalusier mit Engländern, Deutschen, Franzosen, Belgiern, Südamerikanern gemeinsam. Bands aus den größeren Städten des Umlandes spielen auf etlichen Bühnen, die rund um die alte Kirche aufgebaut werden.

Party zur Fiesta Moros y Cristianos in Mojacar Pueblo

 

Aus Fiesta wird Siesta - Der Sonntag ist ein Strandtag

Um sich vom Freizeitstress zu erholen, sollte sich jeder den Sonntagnachmittag für ein erfrischendes Bad an den vielen Stränden in Mojácar Playa freihalten. In den unzähligen Chiringuitos entlang der Sandstrände kann man exotische Tapas und erfrischende Sommergetränken ausprobieren,die es andernorts in Spanien kaum in dieser Vielfalt gibt. Es gibt französische Crepes, indische Currygerichte oder thailändische Pinchos - die kulinarischen Experimente in Mojácar sind vielfältig.  

Chiringuito El Patio 

 

Die Strandbars, auf Spanisch Chiringuitos, haben mit ihrem karibischen Flair das Mojácar von heute berühmt gemacht und dem einst verschlafenen Ort den Ruf als Partydorf eingebracht. Die Strandbar Mauhi Beach gilt als Szenetreff für Jugendliche aus ganz Spanien. Der populäre Song Mojito, Mujeres, Mojacar von einem lokalen DJ wurde in allen spanischen Diskotheken gespielt und brachte im Sommer 2012 ganze Busladungen an feierwütigem Partyvolk nach Mojácar.

Die im orientlaischen Stil dekorierte Großdiskothek Mandala gilt als erste Tanzadresse im Ort und wird sogar von Gästen aus Madrid besucht. Mallorca oder Ibiza waren gestern - Mojácar ist nun der Trend. In den anderen Bars wie Aku Aku, El Cid, El Patio 2000 oder Tito's, die hier in den 70er Jahren gegründet wurden, geht es eher entspannt, hippiemäßig zu. In Mojácar ist mit der Fiesta Moros y Cristianos der Sommer so richtig eingeleitet.Das Mittelmeer hat Badetemperatur und die Nächte sind mild und unendlich lang.

 

Wo wird sonst noch die "Fiesta Moros y Cristianos" in Spanien gefeiert?

 

Valencia und Alicante:

  • Villena mit rund 12 000 Teilnehmern (größte Fiesta)
  • Biar
  • Cocentaina
  • Crevillent
  • El Campello
  • Elche
  • Elda
  • Muro d'Alcoi
  • Oliva
  • Ontinyent
  • Orihuela
  • Petrer
  • Sax
  • Pollença
  • Alicante
  • Cocentaina  

Andalusien:

Balearen:

  • Port de Sóller (Mallorca)
  • Pollença