Bodega Alboloduy - Wein aus dem andalusischen Hochland

Der Name des kleinen Bergdorfes Alboloduy ist sicher nicht gerade einfach aussprechen, aber vielleicht auch deshalb besonders einprägsam. Man muss sich größte Mühe geben, ihn über die Lippen zu bringen.

Genauso verhält es sich mit der Reise ins Dorf selbst – man muss schon etwas Aufwand betreiben, um es hinauf durch die Wüste von Tabernas und in die Ausläufer der Sierra de Andarax etwa 35 km nördlich von Almería zu schaffen. Es geht über eine ewige Serpentinenstraße bergauf, die von der Moderne nichts gesehen hat. Keine Schilder, keine Leitplanken – wie das alte Spanien der 60er Jahre oder gar das märchenhafte Al-Andalus wirkt diese Landschaft im tiefsten Almería

Das Dorf Alboloduy im Hochland von Almeria

 

Nach einer weiteren Kurve tut sich das Tal plötzlich auf und es wird üppig grün in der Steinwüste! Wie eine Offenbarung liegt das kleine andalusische Dorf Alboloduy mit seinen in maurischer Tradition weiß getünchten Häusern eingepfercht zwischen zwei Bergrücken vor einem. Es ist rund um das Ufer des kleinen Baches Rio Nacimiento herumgebaut, der im Frühjahr mit der Schneeschmelze der Sierra Nevada ein reißender Strom werden kann.

Die grüne Oase ist sehr fruchtbar und hat schon vor Jahrhunderten Einwanderer aus anderen Regionen angelockt. Muslime hatten sich hier vor den wiedererobernden Christen während der Reconquista versteckt. Viele umliegende Bergdörfer tragen arabische Namen wie Alhabia, Alsodux, Alcubillas, Alhama de Almería oder eben Alboloduy

 Alboloduy

Weine aus dem kargen Hochland Almerías

Eine weitere Offenbarung des Ortes ist sein berühmtester Genussexport – die Bodega Alboloduy – wo herrlich mundige Weiß- und Rotweine gekeltert werden. Die Familie Calvache hat sich in den kargen Gestein der Berge auf rund 1000 Meter Höhe – im Campo Alto -  ein Weingut aufgebaut, wo sonst kein Winzer seinen Fuß hinsetzt.

Wein gedeiht im Klima von Montenegro (Almeria)

Die Bauern der Gegend hatten alle mit dem Kopf geschüttelt als die Calvaches vor zehn Jahren mit dem Anbau begannen. Diesem kargen, grauen Schieferboden könne man nie genug Wein abringen, um daraus ein Geschäft zu machen, riefen die Bauern unisono. Doch die Calvaches haben es allen gezeigt und produzieren auf dem 60 Jahre alten Weingut aus den uralten lokalen Traubensorten Jaén Blanca oder Tempranillo jedes Jahr viele gute Weine.

Rund 80.000 Flaschen werden pro Jahr abgefüllt und verkauft. Beliefert werden Restaurants und Bars in ganz Almeria, aber auch ins Ausland exportiert. In der Bodega selbst kann man sich nach Weinproben die besten Weine selbst kaufen und mitnehmen. Am besten in der Kiste, damit sich der weite Weg auch gelohnt hat!

Bodega Alboloduy 

Ein feiner Hauch von Aprikose entströmt dem international preisgekrönten Weißwein der seltenen Traube Jaen Blanca. Doch auch die Rotweine wie der Syrah oder Cabernet sind ganz fantastisch. Bodega Alboloduy hat sich mittlerweile auch über die Ländergrenzen hinweg in der Weinszene einen Namen gemacht und zahlreiche Preise eingeheimst. Goldmedaillen in Brüssel, Prämien in London, Gold auf der Mundus Vini 2009 in Deutschland und etliche nationale Auszeichnungen.  

Besonders mundig für unsere Gaumen ist der Cabernet Cristina Calvache – ein Syrah von 2009, der im Eichenfass gelagert wurde und auf der Internationalen Weinmesse Mundus Vini Gold gewann. 

Lohn der Arbeit - Prämien vom Weinmagazin Meininger 

Die offizielle Expertin im Familiengeschäft ist Francisco Calvaches Tochter Cristina, die einen staatlichen Abschluss als Önologin gemacht hat und nach der die besten Marke der Bodega benannt ist - Colección Cristina Calvache.

Weißwein von Cristina Calvache in der blauen Flasche

 

Die Weinregion um Alboloduy sei deshalb so unterentwickelt, weil der Anbau in den Barrancos, den tiefen Schluchten, mit Hilfe von Maschinen so gut wie unmöglich ist, erklärt Cristina Calvache. Jede Arbeit auf dem Weinberg am Montenegro müsse von Hand gemacht werden. Das habe viele Winzer in der Vergangenheit abgeschreckt, sagt die Önologin (Weinbauer).

Dass der Familienbetrieb derart erfolgreich ist, sieht man den Weinbauern äußerlich kaum an. Die Firmenpräsentationen finden in einer einfachen Scheune statt, über die man nur über einen Landwirtschaftsweg gelangt. Im Dorf zeigt einem jeder bereitwillig den Weg hinauf. 

Bodega Alboloduy - einfach, gut und preisverdächtig.

 

2012 machten sich deutsche Journalisten für das Weinmagazin Meininger zu einer Reise quer durch Andalusien auf, um die besten Winzer zu besuchen. Sie fanden auch ihren Weg hinauf in das Bergdorf Alboloduy und machten in der Wüste von Almeria Halt. Von den sieben vorgestellten andalusischen Weinen wurde der Weißwein der Colección Cristina Calvache Blanco de Alboloduy (2011) in seiner ikonografischen blauen Flasche zu den Besten Andalusiens gekürt! Eine Prämie von ganz oben für den Wein aus dem "Niemandsland", wie Autor Matthias Stelzig im Meininger schreibt. 

Weinprobe im Dorf mit leckeren Embutidos und Queso

Francisco Calvache bei der Weinverkostung

Wenn Francisco Calvache zur Weinprobe einlädt, dann darf man sich wirklich heimisch fühlen. Denn die Calvaches sind großzügig, wie eigentlich alle Andalusier, die mit ihrem Land und ihrer Erde (la tierra) tief verwurzelt sind. Regelmäßig wird in die Bodega – eine Blechhalle, die wie eine andalusische Autowerkstatt von außen aussieht – zu üppigen Weinverkostung mit Tapastellern eingeladen.

Der leidenschaftliche Winzer erklärt jeden seiner feinen Tropfen, schenkt mit dem Vorzeigewein in der blauen Flasche reihum in große Gläser ein. Seine Frau schneidet Emputidos - Wurstspezialitäten und Käse auf. Je nachdem, was gerade verkostet wird. Zum rassigen Tempranillo passt Chorizo, zum Weißwein milder Ziegenkäse.

Coleccion Cristina Calvache - der beste Wein aus Almeria 

Der Wein sei nicht nur zum Trinken da, sondern, um ihn zum Essen zu genießen!, sagt Francisco Calvache, dessen Lebens- und Genussfreude extrem ansteckend ist. Wenn er einschenkt, sagt man nicht nein, sondern fühlt sich sofort wie zu Hause und als hätte man in eine große andalusische Familien eingeheiratet.

Francisco Calvache beim Erntefest im Dorf Albdoloduy 

 

 

Fingertest - So erkennt man guten Rotwein!

Calvaches Weinproben in der Bodega sind immer eine unterhaltsame Aufführung mit spannenden Tipps und Tricks des Weinkenners. Auch für Weingenießer, die keine Ahnung haben, prägen sich die Lehrstunden tief ein – denn Francisco ist ein geduldiger und einfühlsamer Lehrer. Er erklärt, wie man guten von schlechten roten Weinen unterscheidet: erst wird die Farbe getestet, dann der Duft, dann die Form der Tropfen (la lagrima = Tränen), die herabrinnender Wein an der Innenwand des Glases bildet. Wie ein gotisches Kirchenfenster einer Kathedrale sollten die Tropfen verlaufen, wenn man das Glas sanft dreht und gegen das Licht hält.

Und dann ist da der andalusische Fingertest – man halte seinen Daumen unter das gefüllte Rotweinglas und versuche, die Umrisse zu erkennen. Ist der Daumen nicht zu sehen, dann ist der Wein genau richtig für den spanischen Gaumen. Kräftig, tiefrot und voller guter Bestandteile! Durchsichtige rote Tempranillo-Weine taugen nach Calvaches Pi-Mal-Daumen-Test nicht ganz so viel. 

Die Bodega organisiert nicht nur Führungen durch die Keltereianlagen, sondern auch hinauf ins Niemandsland zu den Weinstöcken am Montenegro (800 - 1.200 m) entlang der Ribera del Andarax, einem der höchsten Weinbauregionen in ganz Spanien. Eine Ribera ist ein Flusstal, wo Wein angebaut wird.

Das Tal des Andarax ist ein uraltes Kulturland, wo schon zur Bronzezeit gesiedelt wurde und seit jeher Menschen die Schätze der Natur zu ihrem Besten auszunutzen verstanden. Die Region um Alboloduy gehört bereits zum Einzugsgebiet des Naturparks der Sierra Nevada und es wird im Winter ziemlich kalt hier oben. Dennoch bleibt es wegen der südlichen Lage und der Nähe zum Mittelmeer weitgehend mild.

 Campo Alto de Ribera de Andarax

Doch die Landschaft wirkt so ursprünglich und wild, dass jeder Besuch des Weingutes in Alboloduy zugleich zum Naturerlebnis wird. Wer will, kann natürlich auch jederzeit bei der Weinlese im Spätsommer helfen. Eine schöne Gelegenheit für alle, das Hinterland Andalusiens besser kennenzulernen und die Erde, wo der Wein gedeiht, mit eigenen Sinnen zu erspüren. Besonders toll ist dann das Fest nach der Weinlese im Dorf Alboloduy, wenn die Trauben zur Fiesta im September von den Einheimischen nach traditioneller Art in einem riesigen Fass mit nackten Füßen zerstampft werden. 

 Die Weinernte in Alboloduy ist ein Volksfest

Übrigens - Bei den Verkostungen wird ausschließlich Spanisch gesprochen! Man muss schon ein paar Worte verstehen können, um den interessanten Erklärungen des Winzers zu folgen. Dennoch ist jeder eingeladen, der sich vorher online bei den Winzern über die Website angemeldet hat. Die Bodega Alboloduy ist auch mit einer Seite auf Facebook aktiv und informiert seine vielen Fans regelmäßig über anstehende Veranstaltungen und Weinproben. 

 

Almeria als Weinexportland - es tut sich etwas!

Weinernte im Spätherbst
 

Wo die Calvaches heute in der Region Almería auftauchen, werden sie von allen Restaurantchefs hofiert wie Hoflieferanten. Denn die Nachfrage ist groß nach den besten Sorten. Gerade die preisgekrönten Weine gehen schnell weg und werden auf allen größeren kulinarischen Festen – von denen es in Almería etliche gibt – als Krönung der heimatlichen Winzerkultur dargeboten.

Spanien ist der größte Weinproduzent der Welt und keltert Weine für den Weltmarkt. Auch die etwas verschlafene Provinz Almería entwickelt sich immer mehr zum Exportregion für gute Hochlandweine. Denn Hochland gibt es hier mehr als genug. Auch Alboloduy schickt seine edlen Tropfen in die Welt: Exporte gehen nach Deutschland, Tschechien, Belgien und auf den immer weinseligeren chinesischen Markt.

Spanisches Wein-Vokabular

  • Joven: klassischer, fruchtiger Jungwein, der schon im ersten Jahr verkauft wird. Selten Fasslagerung
  • Semicrianza/ Roble: Rotweine mit kürzerer Fasslagerung als beim Crianza vorgeschrieben
  • Crianza: Rotweine mit mindestens 6 Monaten Fassreifung und 18 Monate Flaschenlagerung. Ausnahme: Navarra, Rioja, Ribera del Duero und Penedès. Diese ausgezeichneten Weine müssen mindestens 1 Jahr im Fass und 1 Jahr in der Flasche lagern, bevor sie verkauft werden. Weißwein mindestens jeweils 6 Monate Fass- und Flaschenlagerung
  • Reserva: Rotwein muss mindestens  1 Jahr im Fass gelagert worden sein und 2 Jahre Flaschenlagerung. Weißweine mindestens 6 Monate Fasslagerung und 18 Monate Flaschenlagerung
  • Gran Reserva: Rotwein mindestens 2 Jahre Fasslagerung und 3 Jahre Flaschenlagerung. Weißwein min. 6 Monate Fass und 3,5 Jahre Flaschenlagerung
  • Noble: Fass-/Flaschenreifung von 18 Monaten
  • Añejo: Fass-/Flaschenreifung von 24 Monaten
  • Viejo: Fass-/Flaschenreifung von 36 Monaten

 

 Flaschenlagerung 

Anmeldung zur Weinprobe in der Bodega Alboloduy:

Online-Meldung über Website hier klicken.

Telefon: 0034 659 33 28 69  

Anfahrt nach Alboloduy:

Von der Küstenautobahn A-7 Richtung Huércal de Almería abfahren und dort auf die Landstraße N-340a abfahren Richtung Benahadux. Ab hier die Landstraße A-348 in den Norden in Richtung Gador und Santa Fe de Mondujar nehmen. Die Straße wechselt in die kleinere AL-324. Abbiegen auf die kurven- und bergreiche AL-450, die direkt nach Alboloduy immer entlang des Flusstals des Rio Andarax führt. Dann biegt die Straße nach rechts ab und folgt dem einmündenden Rio Nacimiento hinauf in die Berge. Vor der Einfahrt in das Dorf nicht die Brücke überqueren, sondern rechts abbiegen und direkt zur Bodega hinauffahren. Liegt nur etwa 50 m von der Abfahrt entfernt.                       

 Karte